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It Ain't Over 'til It's Over
Es ist nicht vorbei, bist es vorbei ist (Lenny Kravitz)

Sonntag, 11. Oktober 2020 – 15:00 Uhr

Kurios: Nach dem Auswärtsspiel in Reuth am kommenden Sonntag (15:00 Uhr) unterbricht die DJK bereits zum zweiten Mal den laufenden Spielbetrieb der Saison 2019/21 in der Kreisklasse West, um in diesem Wettbewerb eine längere Pause, nämlich bis zum 3. Mai 2021, einzulegen, wobei diese Paradoxie – eine Saison wird auf zwei Jahre verteilt – der Corana-Pandemie geschuldet ist. Vor ihrem Hintergrund versteht es sich auch, dass die DJK nach dem „Restart“ der Kreisklasse, der am 20.09.2020 erfolgt ist, nach nur vier Spieltagen schon wieder für Monate im Punktespielbetrieb pausieren wird.

Gleichzeitig erklärt sich somit auch, warum etliche neue Spieler und ein neuer Spieltertrainer für die DJK auflaufen, um eine Saison, die mal am 28.07.2019 begonnen hat, jetzt und im kommenden Jahr zu Ende zu spielen. Akram Abdel-Haq, so lautet der Name des neuen Spielertrainers, der im Sommer die Nachfolge von Gabi Schimon angetreten hat. Intern wird der neue Coach nur „Aki“ gerufen (was für Oberpfälzer Ohren eingängiger ist und wohl auch leichter über die Lippen geht).

Die Situation in der Kreisklasse West ist derzeit so unübersichtlich wie nur irgendwie denkbar. Hier hilft auch ein Blick in die Tabelle nicht wirklich weiter, will sich der interessierte Fan einen schnellen oder gar verlässlichen Überblick verschaffen. Bedingt durch Spielausfälle im Herbst 2019, aktuellen Ausfällen infolge von Corona seit dem Restart sowie dem Umstand, dass Anadoluspor Weiden seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb der laufenden Saison zurückgezogen hat (Seugast wurden die drei Punkte aus dem 3:2-Auswärtssieg vom 22.09.2019 in Weiherhammer gegen Weiden abgezogen), hat die Tabelle ihre Aussagekraft derzeit komplett verloren: Orientierung verschafft man sich nur durch die Frage, wie viele Spiele der jeweilige Konkurrent der DJK noch auszutragen hat (und anschließend muss man kurz rechnen). So z.B. hat der TSV Pressath noch neun Spiele zu bestreiten. Seugast hingegen nur noch fünf. Pressath kann also noch viermal punkten (währenddessen die DJK zusehen muss/darf) und somit zwölf Punkte gegenüber Seugast wettmachen, hätte also – nach derzeitigem Stand der Dinge – zwei Punkte mehr als die DJK. Vorbach, der Tabellenführer, muss bis zum Saisonende noch achtmal ran. Windischeschenbach muss auch noch achtmal spielen, Reuth ebenfalls achtmal und Neusorg noch sechsmal. Allerdings können nicht alle Gegner die rechnerisch optimale Ausbeute an Punkte holen, da sie zum Teil ja noch gegeneinander anzutreten haben (und Reuth, Pressath und Neusorg auch noch gegen Seugast spielen werden). Sie werden sich also gegenseitig die Punkte wegnehmen, was ja die Sache so spannend macht.

Also, insofern täuscht der zweite Tabellenplatz, den die DJK Seugast derzeit punktgleich mit dem Spitzenreiter aus Vorbach einnimmt (beide Teams haben 38 Punkte), über den wahren Stand der Dinge hinweg. Andererseits hat die DJK nach dem Restart gewisse Fakten geschaffen, die nicht von der Hand zu weisen sind: Drei Siege in Folge haben zur maximalen Ausbeute von neun Zählern geführt. Und wer befürchtet hat, dass die DJK nach dem Abgang der Stürmer Adrian Robinson, Gabi Schimon und Jamshid Seifi, die gemeinsam 41 der 53 Tore, die die DJK bis zur Winterpause 2019/20 erzielt hatte, keine Offensivpower mehr entfalten kann, der hat sich grundlos geängstigt: 13 Tore in drei Spielen hätten auch dem vorgenannten Trio zu allen Ehren gereicht. Es waren jedoch Murat Kyarov (5) und Volkan Kuzpinari (1), alle beide Neuzuggänge von Anadoluspor Weiden, Jiri Roztocil (3), Spielertrainer Abdel-Haq (2) sowie Tobias Oheim und Thomas Wurzelbacher (1), die das aktuelle Torverhältnis der DJK auf 67:40 hochgeschraubt haben.

Dabei ist die Handschrift des neuen Trainers und dessen Spielauffassung nach nur drei Spielen schon deutlich zu erkennen: Ein Gegentor (zum 1:3 in Windischeschenbach, Fotos) macht deutlich, dass Abdel-Haq das Fundament für einen Sieg in einer grundsoliden und konzentrierten Abwehrleistung durch die Mannschaft sieht. Zu diesem Zweck verstärkt der Trainer regelmäßig selbst die Abwehr, kann sich aber im Bedarfsfall ebenso gut mit in das Angriffsspiel einschalten. Erfreut wird in Seugast zur Kenntnis genommen, dass mit Philip Prösl wieder ein Eigengewächs zur ersten Mannschaft gestoßen ist. Dabei genießt der 19-Jährige keinen „Welpenschutz“. Vielmehr musste Philip infolge von Personalproblemen (siehe hierzu unten) sofort seinen Mann stehen. Eine Aufgabe, die er bislang mit Bravour gelöst hat. Man darf sicher sein, dass der „Frischling“ im Kader unter Abdel-Haq eine gute Entwicklung nehmen wird und die Seugaster Zuschauer noch viel Freude an ihm haben werden.

Die kleine Erfolgsserie, die Seugast seit dem Wiederbeginn gestartet hat, ist sicherlich nicht überzubewerten, sie erstaunt aber dennoch (insbesondere der 1:3-Auswärtssieg in Windischeschenbach), wenn man die personelle Misere, in welcher sich die DJK seit dem Neustart (schon wieder) befindet mit ins Kalkül zieht. Neben den namhaften Abgängen hat die Mannschaft aktuell noch zahlreiche verletzte Spieler (Felix Lehner, Stefan Schote, Oliver Graf) zu beklagen. Zudem haben mit Patrick Grünbauer und Thomas Wurzelbacher zwei weitere „Seugaster“ ihre Laufbahn beendet (Wurzelbacher hat nur noch ausgeholfen). Jiri Roztocil kann wegen der Coronasituation momentan nicht mehr in die Oberpfalz einreisen. Zudem sind weitere Neuzugänge, die die DJK im Sommer verpflichtet hat, noch nicht spielberechtigt. In der Summe führt dies dazu, dass der neue Trainer so gut wie keine personellen Alternativen hat und sich die Mannschaft von selbst aufstellt, was auch am Sonntag nicht anders sein wird.

Aber nicht nur aus diesem Grund hängen die Trauben für Seugast in Reuth sehr hoch. Der TSV kann – einen Sieg gegen Seugast vorausgesetzt – selbst noch in den Kampf um den zweiten Platz mit eingreifen, was den Gastgeber hinlänglich motivieren wird, nochmals alle Kräfte zu mobilisieren. Reuth hat zwar das Hinspiel in Seugast verloren, mit 1:2 allerdings nur denkbar knapp. Dabei war der TSV am 15.09.2019 stets auf Augenhöhe und hätte, bei etwas mehr Glück, die Partie genausgut für sich entscheiden können. Dennoch kann die DJK relativ gelassen in das Spiel gehen. Natürlich hat Seugast auch den Ehrgeiz, die Punkte aus Reuth mit nach Hause zu bringen.

Gelingt dies nicht, so ist für die Mannschaft im Hinblick auf das Rennen um Platz zwei (Vorbach dürfte die Meisterschaft und der Direktaufstieg kaum noch zu nehmen sein) noch nichts verloren, da die Verfolger ihre Nachholspiele erst einmal alle gewinnen müssten, um in der Tabelle an der DJK vorbeizuziehen. Sollte Seugast in Reuth einen Punkt holen, wäre weiterhin alles im grünen Bereich – die DJK würde das Rennen offen und die Spannung bis zum Saisonende hochhalten, was das erklärte Ziel der Mannschaft ist. Sollten Kapitän Oheim und seine Mannen gar drei Punkte aus Reuth mit nach Seugast bringen, wäre die DJK, obwohl Klassenneuling, ein heißer Anwärter auf Platz zwei. Und dann? Ja dann wäre vieles möglich, wie es ja die vergangenen Jahre anschaulich gezeigt haben... Also, der treue Fan darf schon einmal träumen.

Spielbeginn: 15:00 Uhr

Reinhold Koppmann

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