Am Kirwawochenende sind in Seugast die Bäume in den Himmel gewachsen – halt nur am falschen Platz und zum falschen Zeitpunkt: Während also die Seugaster Kirwaburschen ihren Baum am Samstagnachmittag in der Kirchgasse mit Bravour zur Hochstrecke gebracht haben, sind die Fußballer tags darauf – sinnbildlich gesprochen – mit ihrem Versuch, dasselbe Kunststück auf dem DJK-Sportplatz zu wiederholen, gescheitert, wobei es die SpVgg Windischeschenbach war, die sich für die Seugaster Kicker als zu schwer erwiesen hat. Keineswegs hat es den Spielern der DJK dabei am erforderlichen Muskelschmalz gemangelt, wohl aber an Erfahrung und Abgeklärtheit. Durch die zweite Niederlage binnen vier Spieltagen ist somit der ehedem komfortable Vorsprung von acht Punkten auf den Tabellenzweiten, den die DJK am neunten Spieltag bereits einmal hatte, auf aktuell drei Punkte zusammengeschmolzen. „Sorgen“, dass Seugast in der Saison 2021/22 einen Alleingang auf den Weg zur Meisterschaft in der Kreisklasse West machen würde, muss sich daher wohl niemand mehr machen. Ungeachtet dessen hätte das Match am Sonntag sehr wohl auch Remis enden können, war es doch mit Stefan Schote ein Spieler der DJK, der der SpVgg durch ein unglückliches Eigentor den Auswärtssieg bescherte. Noch dazu in der 87. Spielminute – also kurz vor dem Abpfiff der Begegnung. Über mangelndes Glück konnten sich die Gäste daher wahrlich nicht beschweren.
Vor der stattlichen Kulisse von nahezu 200 Zuschauern ergab sich von Anpfiff weg ein flottes Spiel mit nahezu gleichen Anteilen. Gegen Mitte der ersten Halbzeit entwickelte die Heimelf jedoch zunehmend mehr Torgefahr und hatte die besseren Chancen, so z.B. einen Lattentreffer nach einem Freistoß durch Abdel-Haq in der 25. Minute. Nachdem Jiri Roztocil mit seinem Schuss in der 26. Minute – Patrik Vyleta hatte den Ball abgelegt – noch keinen Erfolg hatte, machten es die beiden Akteure bereits eine Minute später besser, nur mit vertauschten Rollen: Murat Kyarov trat eine Ecke von rechts, wobei er den Ball scharf und halbhoch auf Roztocil spielte. Der verlängerte gezielt auf Vyleta, der sich die ihm bietende Chance eiskalt nutzte und den Ball mit einem platzierten Schuss aus dem Stand zu seinem 13. Saisontor im linken Winkel versenkte.
Windischeschenbach war in der Folge erkennbar verunsichert, allerdings nur für kurze Zeit. Anschließend drückten die Gäste in dem gut erkennbaren Bemühen, noch unbedingt vor dem Pausenpfiff den Ausgleich zu schaffen, mit Vehemenz aufs Tempo. In der 40. Minute bekam die Seugaster Abwehr nach einer Ecke von rechts keinen Zugriff mehr: Das Leder landete bei einem Gästespieler, der sofort abzog. Torwart Bouzek konnte zwar noch mit einem Reflex parieren, dabei den Ball allerdings nicht mehr festhalten. Der Abpraller landete somit genau bei Thomas Lebegern von der SpVgg, der mit seinem satten Nachschuss Bouzek keine weitere Abwehrchance ließ und zum Ausgleich einlochte.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein kampfbetontes Spiel, wobei die Kräfte der Seugaster Offensivakteure mehr und mehr schwanden. Die Gäste verteidigten ihrerseits geschickt, und im weiteren Spielverlauf wurde immer mehr klar, warum ihre Defensivabteilung zu den besten der Klasse zählt. Durch enormes läuferisches Potential einerseits sowie durch geschicktes und abgeklärtes Stellungsspiel andererseits gelang es der Gästeabwehr stets aufs Neue, die entscheidenden letzten Pässe in den Seugaster Sturm zu unterbinden, wobei den Verteidigern der SpVgg aber auch die nachlassende Konzentration aufseiten der DJK-Akteure zu Hilfe kam. Gleichzeitig erlangte Windischeschenbach aufgrund der wohl reiferen Spielanlage im Mittelfeld nach und nach ein Übergewicht, das im Schlussdrittel zu mehreren Chancen für die SpVgg führte. DJK-Keeper Bouzek konnte sich somit noch mehrmals auszeichnen, musste dabei allerdings keine „Wunderdinge“ vollbringen. Anders ausgedrückt: Windischeschenbach spielte im Schlussdrittel zwar gefälliger und war optisch überlegen, konnte dabei allerdings keine hochkarätigen bzw. keine „hundertprozentigen“ Chancen generieren.
Ein Unentschieden wäre daher eigentlich „gerecht“ gewesen. Nur, Gerechtigkeit ist halt im Fußball (leider) keine Währung, die zählt. So kam es in der 87. Minute zu dem bereits oben erwähnten Eigentor, wobei Stefan Schote bei seinem (dringend erforderlichen) Klärungsversuch unglücklich agierte. Im Ergebnis hob er den Ball über Torwart Bouzek, der die Linie – mit der Absicht unter Umständen noch eingreifen zu können – verlassen hatte, zum 2:1 für die SpVgg hinweg. Der Jubel der Gäste nach dem Abpfiff durch Schiri Markus Lutter von der DJK Ammerthal nur kurze Zeit später war somit groß, hatten doch die Windischeschenbacher offenkundig selbst nicht mehr so richtig mit drei Punkten gerechnet. Entsprechend tief saß der Frust bei der Heimelf, zumal die Mannschaft in kämpferischer Hinsicht wirklich alles in die Waagschale geworfen hatte, zu dem das Team an diesem Spieltag in der Lage war. Nun, so richtig grämen muss man sich in Seugast dennoch nicht.
Zweifelsohne wäre ein Sieg oder auch nur ein Remis gegen Windischeschenbach das i-Tüpfelchen auf eine gelungene Hinrunde gewesen, zumal anlässlich der Seugaster Kirchweih. Ungeachtet dessen hat die Mannschaft unter Spielertrainer Aki Abdel-Haq eine überragende Vorrunde gespielt und ihren Fans sehr viel Freude bereitet. Und: Noch ist man mit drei Punkten Vorsprung Spitzenreiter, was wohl selbst die kühnsten Optimisten nicht auf ihrer Rechnung hatten. So betrachtet besteht also kein Grund, lange Trübsal zu blasen. Allerdings muss die Mannschaft jetzt schon Obacht geben, nicht in einen Negativlauf zu geraten. Gegen die SG Sorghof/Vilseck sollte daher am kommenden Samstag um 16 Uhr (!) in Seugast keine erneute Heimniederlage folgen. Wünschenswert für das Derby wäre daher eine Trotzreaktion des Teams, wonach es beweisen will, nicht rein zufällig seit dem vierten Spieltag die Klasse anzuführen. Und auch Stefan Schote, der schon so viele gute Spiele für seine DJK gemacht hat, kann sich trösten und mag mit Zuversicht in die Partie gegen Sorghof/Vilseck gehen. Soviel Pech, wie er im Spiel gegen Windischeschenbach hatte, hat man in der Regel während einer Saison nur einmal!
Reinhold Koppmann
Fotos: Florian Siegert